Nach dem Desaster vom Dienstag letzter Woche erholt, bin ich heute mit gedrückter Stimmung zum AMS gefahren und habe nun meine Notstandshilfe beantragt. Die üblichen Fragen wie; haben sie Unterhaltszahlungen oder leben sie alleine und haben sie für niemanden zu sorgen wurde alles mit einem “Nein” beantwortet. Ich bin auch arbeitswillig und auch für dem Arbeitsmarkt verfügbar. Somit sollte dem Ganzen nichts mehr im Wege stehen. Ein wunderschönes Hallo an die Lesergemeinde!
In mir drängte sich die Frag auf, während ich mit der U-Bahn zum AMS fuhr, wie erkennt man eigentlich einen Arbeitslosen? Nur weil er bei einer gewissen Station aussteigt? An der Kleidung die er anhat? An dem Verhalten was er an den Tag legt? Wie ist eigentlich das Klischee des Arbeitslosen? Liegt der wirklich bis um Mittags im Bett? Geht der dann am Abend wirklich “saufen”? Hat er den ganzen Tag “Freizeit”?
Ich muss euch leider enttäuschen. Keines der Dinge ist wahr. Einen Arbeitslosen erkennst du nicht an seiner Kleidung, auch nicht an seinem Gang, auch nicht bei welcher Station er aussteigt. Der Arbeitslose von heute liegt nicht bis Mittags im Bett und säuft auch nicht. Er hat genauso viel Freizeit wie ein Arbeitender nur mit dem Unterschied das es Finanziell anders aussieht. Der Gang zum AMS bereitet ihm Qualen. Er will eigentlich keine Unterstützung sondern er will ja arbeiten. Er ist ja eigentlich Qualifiziert und hat Erfahrung in dem was er tut. Aus diesem Grund steht er auch um 06:00 auf! Macht sich seinen Café und checkt seine E-Mails. Der Unterschied; es ist nicht der Chef sondern es sind die Karriereportale welche Ihm seine passenden Jobs zukommen lassen. Nach dem sich die Kids in die Schule verabschiedet und die Frau ebenfalls zur Arbeit aufgebrochen ist, beginnt ebenfalls der Arbeitstag für den Arbeitslosen.
Ab 09:00 werden die Stellen gesichtet, sortiert und auch abgewogen. Es stehen Recherchen an. Nicht nur auf der Homepage des Unternehmens sondern auch beim KSV 1870 ob das Unternehmen liquide ist. Wie jeder andere auch, macht auch der Arbeitslose eine Pause. Er trinkt genauso seinen Café, raucht, wenn er Raucher ist, ebenfalls sein Zigaretterl und begibt sich nach 10 – 15 Minuten wieder an seinem Arbeitsplatz. Der Arbeitsplatz ist kein Großraumbüro sondern sein Tisch im Wohnzimmer. Es wird weiter gesichtet, recherchiert, telefoniert, genau so wie bei einem richtigen Job. Es ist Mittag. Nicht nur für den Büroangestellten in irgendeinem Office, auch der Arbeitslose hat Mittag. Er kocht sich sein Essen selber oder bestellt sich was vom Italiener. Meistens macht er das erstere auch finanziellen Gründen.
Nach einer Stunde Mittagspause geht die Arbeit weiter. Nun werden die Dinge, welche interessant und auch den Test bestanden haben, angeschrieben. Dazu wird ein individueller Text verfasst, welches jedes Unternehmen verlangt. Bekommen tut man zwar nur die Standardabsagen aber das Anschreiben muss Einzigartig sein. Dies nimmt schon mal pro Unternehmen 1 –2 Stunden in Anspruch außer es reicht ein Standardtext. Es ist Nachmittag, mittlerweile sind die Kids aus der Schule zurück und berichten wie doof die Lehrer sind. Der Arbeitslose macht eine Pause, trinkt wieder seinen Café. Endspurt. Vielleicht ist heute auch noch ein Außendienst geplant, dann heißt es, stylen, umziehen und ab zum Gespräch.
Dort ist sein Know How gefragt. Sein Präsentationsgeschick. Er muss gekonnt Fragen beantworten und auch vielleicht feststellen das er dort besser nicht arbeiten sollte da die zukünftigen Mitarbeiter alles andere als Glücklich drein schauen. So ein Termin kann schon mal 3 - 4 Stunden in Anspruch nehmen. Meistens macht man auch noch Überstunden. 18:00 – Feierabend. Auch der Arbeitslose hat beschlossen; für heute reicht’s. Es wird keiner mehr anrufen und E-Mails werden heute auch keine mehr kommen. Er zieht sein Resümee von heutigen Tag am Tisch beim Abendessen mit seiner Familie. Wenn er glück hatte, hatte er keine Absage Mail in seinem Postfach sondern eine Einladung zu einem Gespräch erhalten. Wenn er Pech hatte, waren mehrere Absagen in seinem Posteingang, kein Gespräch und auch keine Stellen, welche irgendwie von Interesse wären.
Und so dreht sich der Kreis und das Ganze beginnt am nächsten Tag wieder zu laufen. Vielleicht sind dann mehr Stellen von Interesse drinnen, vielleicht auch weniger. Man weiß es nicht. Vielleicht ruft auch wer an und will ein Gespräch, da muss man flexibel sein.
So ist das, das Leben eines Arbeitslosen…